Experiment „Vegane Bratwurst“ – Suchtgefahr möglicherweise ausgeschlossen :-)

Ich weis garnicht wie ich anfangen soll. Ich fühle diese Leidenschaft und dieses Prickeln nicht so richtig, wenn ich über vegane Bratwurst schreibe. Aber ich kann ja nicht auf der einen Seite meiner Tochter sagen, sie soll – natürlich im kulinarischen Sinne – alles ausprobieren, und auf der anderen Seite verschließe ich mich „exotischen Foodtrends“.

Vorweg: Jeder soll essen was er möchte. Wir sollten dankbar sein, dass wir uns über das „Sattwerden“ in der Regel kaum Gedanken machen müssen. Daher sollten wir auch nicht aufeinander wegen eventueller Speiseneigungen rumhacken. Mir ist es also völlig „Wurst“, was wer wie oft macht um satt zu werden, solange dies bewusst geschieht. Ja, auch ich habe schon von diesem „Salat“ gehört (setzt sich aber bestimmt nicht durch).

Warum nun ne Wurst machen, die eher an ein Schlauch-Brot erinnert, als an das was sie sein soll? Warum überhaupt aus Blumen ein Fleisch nachbauen, ich baue doch auch nicht aus Mett eine Aubergine ?!?  Weil meine Nachbarin (Teilzeitveganerin) meine Freudentänze über die ersten eigenen echten Bratwürstchen nicht mitgetanzt ist, und sagte: Mach doch mal ne vegane Wurst !!!

Na gut. Nachdem ich gegoogelt habe was da so alles rein muss, war das Etikett fertig, bevor die Wurst die 0-Serie durchlaufen ist.

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Ich war etwas verwundert, dass da kein Fensterkit und kein Bauschaum rein muss, aber bei der einen oder anderen Zutat musste ich schon mal nachlesen, aus was die besteht. Was zur Hölle ist Seitan – klingt wie Satan. Basiert diese frappierende Ähnlichkeit zum Namen des Belzebuben auf reinem Zufall – ich denke nicht. Seitan ist laut Wikipedia eine Imitation von Fleisch durch Weizengluten. Na gut, werden schon wissen was sie tun.

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Die Zutaten bestehen aus:

  • 100 Gramm Tofu
  • 200 Gramm Wasser
  • 40 Gramm Öl
  • 0,5 TL Majoran
  • 0,25 TL Muskat
  • 0,25 TL Pfeffer
  • 2 TL Salz
  • 0,5 TL Zwiebelgranulat
  • 0,5 TL Knoblauchgranulat
  • 0,5 TL Kümmel (gemahlen)
  • 1 Messerspitze Cayennepfeffer
  • 0,25 TL Guarkernmehl
  • 0,25 TL Hefeextrakt
  • 0,5 TL Piment

Die Zutaten muss man ein bisschen suchen. Nachdem man mir sagte, dass sie im Yps-Heft in der aktuellen Ausgabe diesmal nicht dabei sind, bin ich in den nächsten Biologie-Laden meines Vertrauens gegangen. Mit Sonnenbrille und hochgeklapptem Kragen meines Trenchcoats habe ich mich durch die Gänge geschoben. Spass beiseite, und zum Wesentlichen:

Die Zutaten werden alle gleichzeitig in eine Küchenmaschine gekippt. Bei mehr als 1.000 Würsten geht bestimmt auch ein Betonmischer, aber mehr als 2-3 dieser Würste werden auf keiner meiner Grillpartys verzehrt 🙂

Die Teigmasse wird dann zu Würsten geformt.

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Da selbst ein Eiweiß-Seitling einen tierischen Spender hat, muss auf einen Wurstdarm leider verzichtet werden, was die „In-Form-Bringung“ etwas verkompliziert. Also wird der klebrige Bobel in Alufolie gewickelt und an den Enden wie ein Bonbon ordentlich verzwirbelt, sodass sich ein schöner gleichmäßiger und blasenfreier Wurstrohling ergibt.

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Im heißen Wasserdampf werden die Biester ne halbe Stunde gegart. Beim auspacken sollten alle, die keine asbestartigen Handflächen haben etwas aufpassen, denn die Würste sind verdammt heiß. Aber wer heiß anfassen kann, kann auch heiß lieben – man kennt das ja.

Nach dem Abkühlen können die Wüstchen vakuumiert werden. Aber bitte erst nach dem Abkühlen, da sie sonst noch schwitzen.

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Gegrillt sehen die Würstchen dann doch ganz gut aus. Auch das Schnittbild und die Konstistenz errinnern an eine Bratwurst. Bei einer Blindverkostung würde sie aber nur nicht als Substitut entlarvt werden, wenn der Proband vorher eine Schale mörderisch scharfer Chilis verdrückt hätte, oder ein Zahnarzt an den Nervenenden des Mundraums rummanipuliert hätte.

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Mein Fazit: Geschmacklich gut, aber ehrlich gesagt, sollte ich kein Fazit ziehen, denn ich würde es immer mit einer Bratwurst auf Fleischbasis vergleichen. Da ist eben kein Rankommen.

Fazit meiner Nachbarin: Superlecker. Die beste, die ich bisher probiert habe. Wann machst du denn mal wieder welche?

Also, es muss denen schmecken, die da Bock drauf haben. Daher: Alles richtig gemacht 🙂

In diesem Sinne: Guten Appetit !!

PS: Sorry liebe Veganer. Ich hab Euch trotzdem lieb, aber ein bisschen schmunzeln muss ich bei dem Thema eben.

 

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