Als ich neulich beim „Hurricane-Festival“ mit ansehen musste, wie ein junges Mädel in „Mordor“ – dem Ort wo die Menschen auf dem Boden schlafen – auf einem „Einweg-Picknickgrill“ ein Stück marinierte Hänchenbrust in ein unansehnliches Konglomerat aus antibiotikareichem Fleisch und Kohle verhext hat, hätte ich lieber in den Grill gebissen als in das „Gargut“.
Aber dieses Erlebnis hat mich in meiner letargischen Bierlaune dazu beflügelt es selber einmal auszuprobieren. Aber nicht mit Katzenfutter, sondern einem irischen dryaged Entrecote.
Man nehme also einen solchen Einweggrill aus dem Eingangsbereich eines handelsüblichen REWE und befreie ihn – wie ein „Werther´s-Echte-Bonbon“ von seiner glitzernden Plastikhülle.
Den Grill könnte wahrscheinlich sogar ein dressierter Affe „aufbauen“, aber zur Sicherheit werfe ich einen Blick in die üppige Anleitung.
Mit einem Streichholz wird nun das paraffingetränkte Papier entzündet,…
…das umgehend gleichmäßig abfackelt.
Dann muss man etwa 20 Minuten warten bis das Glutmonster seinen angedachten Zweck erfüllt und das billige Streckmetall auf eine ansehnliche Temperatur hat ansteigen lassen (Hitze wird das Metall aber wohl kaum speichern, es verhindert nur, dass das Fleisch direkt in die Kohlen plumpst).
Nun ist es Zeit das ausgezeichnete Stück irischen Rindes, das selbstverständlich rechtzeitig aus dem Kühlschrank genommen wurde, auf die okologisch eigentlich eher unverantworliche Fleischheizung zu betten (in Mordor hat überigens so ziemlich alles immer Zimmertemperatur).
Es gilt auch hier die Regel: Ein dickes Stück kann man weniger gut versauen als ein dünnes !!
Das dreidaumendicke Scheibchen des Wiederkäuers wird so scharf es der Picknickgrill nur vermag angegrillt, sodass auf beiden Seiten ausreichend Röstaromen entstehen.
Ich bin überrascht, dass das Teil richtig Hitze entwickelt. Chapeau!!
Da wir ja wissen, dass diese Grills trotzdem nur einen infinitesimal kleines Einsatzspektrum haben, gilt es jetzt etwas zu trixen, um aus der heißen Kohlenschale einen Oberhitzegrill zu machen.
Man nehme irgendeine temperaturbeständige Schale oder Auflaufform und lege das Steak da rein. Darauf wird – quasi als Deckel – der Grill gestellt. Da der Grill die Temperatur natürlich auch nach unten abgibt, ergibt sich ein Versuchsaufbau, der dem eines Backofens entfernt gleicht.
Zur Sicherheit überwache ich mit meinem Grilleye-Thermometer sowohl die Kerntemperatur des Fleisches als auch die Temperatur des „Garraums“.
Da die Hitze ja nur von oben kommt, drehe ich den Boliden zwischendurch einmal um.
Sobald das Steak eine Kerntemperatur von ca. 56 Grad hat, lege ich es an die Seite zum Ruhen.
Praktisch ist, dass man während des Garens die gesamte Grillfläche wieder zur Verfügung hat. Ein bisschen gegrilltes Gemüse kann also parallel zubereitet werden. Das habe ich mir hier allerdings gespart 🙂
Das Steak war ziemlich auf den Punkt. Den kleinen grauen Rand verzeihe ich mal dem 2,99-Grill.
Was kann man also aus so einer Aktion lernen? Ein Steak braucht Röstaromen durch starke Hitze und eine Garzeit mit geringer indirekter Hitze. Wie man das erreicht ist im Prizip total egal. Ob im Geschirrspüler, auf einem Spaten oder eben auf einem Picknickgrill – scheißegal.
In diesem Sinne: Einen guten Appetiet!!!
PS: Ich möchte ausdrücklich drauf hinweisen, dass jede Form des Zeltens, Ravioli, Dosenbier und auch Picknick-Grills und Dreibeine zum Hurricane gehören wie die Musik und runde Füße vom rumlaufen. Dies ist nur eine Methode wie man so einen Grill auch benutzen kann 🙂