Der „Weber Go-Anywhere (Gas)“ im Härtetest auf dem „Hurricane-Festival“

Vorweg: Ein richtiger Härtetest war es nicht. Nicht weil die Bedingungen dieses Jahr nicht hart genug gewesen wären (beileibe waren sie das) – sondern, weil er es einfach kann. Er hat die 4 Tage derart schadlos überstanden, wie warscheinlich kaum ein anderer Grill oder Besucher auf dem Gelände. In der Regel werden die Grills, meistens Dreibeine von der Tanke – nachdem der letzte Messi geflüchtet ist – vom Bauern untergepflügt. Ok, vom Hörensagen werden die von einer Müllkolonne eingesammelt, aber unterpflügen klingt für mich auch irgendwie plausibel.

Damit Ihr die Randbedingungen einschätzen könnt, ein paar Impressionen:

IMG_8382

IMG_8364

IMG_8268

IMG_8288

IMG_8455

Nun aber zum Probanden – dem „Weber Go-Anywhere-Gas-Grill“:

Bei einem Festival kann man sich natürlich kalte Ravioli reinpfeiffen, sofern man verletzungsfrei die Dose aufbekommt. Das ich noch keinen Ravioli-Esser gesehen habe, der vor Genuss gestrahlt hat, kann zum einen an der körperlichen Verfassung liegen, aber auch am Geschmack der faden Festivalspeise. Daher: für mich lieber keine Ravioli!!

Der Tag beginnt mit einem Frühstück, dass möglichst Eier und Speck enthalten sollte. Das gibt Kraft.

Auf dem Emaille-Rost kann man ganz prima Speck anbraten und Toastbrot ankrossen. Stellt man eine Pfanne aufs Rost, geht das zwar auch, aber dabei erinnert rein gar nichts an die Leistung des heimischen Induktionskochfeldes.

IMG_8253

Ist es also etwas windig, gibt es einen kleinen Trick, mit dem man es dann doch hinbekommt. Nehmt das Rost raus, und stellt die Pfanne direkt auf den Brenner. Aber vorsichtig, nach 10 Bier nicht das Rost mit der Hand anfassen – seid erfinderisch – herrenloses Material (vom Sofa bis zum Rasenmäher) gibt es hier genug !!

IMG_8254

Zum Mittag einen Burger? Kein Problem:

Damit der auch nach was schmeckt, habe ich mir mitgebracht: selbstgebackene Burger-Buns (Rezept siehe hier), Bacon-Jam (Rezept siehe hier), Burgerpatties (Test siehe hier), ein paar Soßen, Tomaten, Salat, Bacon und zweierlei Sorten Cheddar.

IMG_8342

Die Patties werden schön kross gegrillt. Da das 200-Gramm-Biester sind, werden die dabei innen nicht trocken. Und falls die Kühlbox nicht so lange die Temperatur hält, ist durchgaren auch keine Schande. „Den Magen verderben“ rangiert in der Kategorie „Super-Gau“ in der Nähe von „Festivalabbruch“, denn öfter mal zum Klo zu müssen ist bei den Dixi´s nur etwas für ganz Hartgesottene.

Nachdem beide Seiten gegrillt sind, lege ich zwei Sorten Cheddar auf.

IMG_8343

Mit einer ordentlichen Menge Bacon-Jam kommt noch etwas Geschmack an die Sache.

IMG_8344

Ich arbeite hier mit Handschuhen. Normalerweise zieht man welche an, damit die Fingerchen nicht schmutzig werden – auf nem Festival ist das umgekehrt.

IMG_8345

Die Buns werden noch von der Innenseite angebräunt und dann wird gestapelt.

IMG_8347

Von einem „schönen Ambiente“ ist das Hurricane so weit entfernt wie ich von meiner Traumfigur. Abgesehen von ein paar Mädels, die am letzten Tag des Festivals noch eine heile schwarze Strumpfhose vorweisen können, ist hier aber auch alles optisch total verwohnt. Mit Tischdeko und Servietten fällt man hier garantiert mehr auf, als ein brennendes Wohnmobil oder Leute, die – von einem Quad gezogen – auf einer Scheißhaustür im Matsch Wasserski fahren! Also Präsentation ne knappe 6 – Geschmack ne glatte 1 !!

IMG_8353

Das sich aufgrund der vitaminarmen Ernährung sogar die Nagelhaut nach 4 Tagen zurückbildet ist kein Wunder. Nicht zuletzt liegt das an der leicht unausgewogenen Ernährung zu Gunsten fleischreicher Mahlzeiten wie Currywurst.

Das Schlauchschnitzel von VW mit der Originalsoße von KRAFT ist aus meiner Sicht kaum schlagbar. „Mach mal halblang“ müssen sich die Macher der C-Wurst gedacht haben. Die kürzere Variante passt zumindest sehr gut auf das Emaille-Rost.

IMG_8291

Der Grill hat nur einen Brenner, und ist daher nicht für indirekte Hitze geeignet. Ich könnte mir vorstellen, dass man mit einer abschirmenden Metallschale was machen könnte. Aber gemacht ist er fürs direkte Grillen !!

IMG_8226

Fazit: geiles Teil. Schnell heiß und schnell wieder kalt.

Kleiner Tip: Abends mit ins Auto nehmen – sonst stehen da morgens zwei!!

Das Ding läuft auf Gaskartuschen, die aber recht lange halten. Es gibt sie für knapp 7 Taler im BAUHAUS.

Für zu Hause isser nix, außer man möchte in der Tat nur direkt grillen und kann auf Firlefanz wie „Pulled-Pork-Long-Jobs“ verzichten. Ich kann das nicht, aber es ist ja auch nur ein Reisegrill der das was er soll sehr gut kann!!

Ach ja, auf einem Festival geht’s natürlich nicht nur um Siff, Saufen, Schlamm und Schlemmen – es geht auch um laute Mucke !!

In diesem Sinne: Guten Appetit !!!

IMG_8447

IMG_8436

Bayrischer Leberkäse

Es geht doch nichts über eine leckere Kaisersemmel mit Leberkäse und Senf. Auch hier entlockt mir ein selbstgemachtes gutes Endprodukt ein strahlendes Lächeln. Sehr praktisch ist, dass man kleine Portionen einvakuumieren und einfrieren kann.

Hier erst einmal die Zutatenliste für 1 kg Fleischbrät:

  • 300g Rindfleisch
  • 300g Schweinenacken oder Schweineschulter
  • 400g Schweinebauch
  • 20 g Pökelsalz (falls da mal jemand was braucht, ich habe einen 10 Kilo-Eimer, da das die kleinste Verpackungseinheit bei der Metro war)
  • 3g weißer Pfeffer
  • 0,5g Macis
  • 0,5g Majoran
  • 0,5g Ingwer gemahlen
  • 0,5g Thymian
  • 300g Eisschnee pro kg Fleisch

Und so gehts: Am Anfang ist das Schwein (und das Rind). Der Schweinebauch wird von den Knochen und der Schwarte befreit und in Würfel geschnitten. Die Würfel sollten nicht zu groß sein, da die Fleischwölfe im „Consumersegment“ dankbar sind, wenn Ihnen die Arbeit etwas leichter gemacht wird.

FullSizeRender 7

Die eine Hälfte des Lebens ist Ordnung, die andere Hälfte ist Unordnung – und das ist genau meine Hälfte. Beim Hantieren mit Fleisch und Gewürzen empfielt sich jedoch eine strukturierte Herangehensweise. Ich bereite alle Zutaten vor und messe diese genau ab. In der Regel habe ich für meine Klassiker auch ein Excel-Tool, dass mir die Rezeptmengen je nach Fleischmenge genau berechnet. Es gibt nichts ärgerlicheres, als mal versehentlich die doppelte Salzmenge zu verarbeiten. Dann sind einige Stunden Arbeit, gekauftes Material und dicke Füße vom vielen Stehen umsonst gewesen – daher: Immer genau und strukturiert arbeiten (Auch wichtig: Es dürfen keine Fleischfetzen an Küchenmöbeln kleben bleiben, denn das mag die Frau nicht).

IMG_7911

Das gewürfelte Fleisch wird vor dem Wolfen mit der Gewürzmischung bestreut und mit den Händen grob vermengt.

IMG_7913

Jetzt kommt mein kleiner Kenwood-Wolf zum Einsatz, der für den Preis von etwas über 100 EUR einen hervorragenden Job macht. Bei längeren Einsätzen nutze ich allerdings ein paar Ohrenstöpsel, da es offenbar eine Korrelation zwischen dem Preis und der Lautstärke von Geräten gibt.

IMG_7912

Mit meinem Tischkutter stelle ich jetzt aus Eiswürfeln Eisschnee her.

IMG_7914

Das durchgelassene Fleisch wird mit dem Eisschnee vermengt, sodass sich die Temperatur der Masse signifikant verringert. Das Eis ist nicht nur dazu da die Eiweisgerinnung beim Kuttern zu verhindern, sondern sorgt auch für eine Bindigkeit in der Fleischmasse.

IMG_7915

Jetzt Vollgas. Aber auch hier gilt: Haushaltsgeräte haben meistens nicht so viel Leistung wie ein großer Industriecutter von Seydelmann mit 340 kW. Auch was als Gemüseschneider beworben wird, kann keine großen Fleischmengen verarbeiten. Ich kuttere also auch in mehreren Schritten, mit etwa 2 Kilo je Durchgang. Das Brät sollte beim Kuttern – aufgrund der bereits beschrieben Eiweißgerinnung – nicht wärmer als 12 Grad Celsius werden.

IMG_7917

Das glatte Brät wird in gefettete Backformen gefüllt, mit einem nassen Spachtel oder nassen Händen geglättet und ein bisschen verziert.

FullSizeRender 9

Nun geht es für etwa 1 bis 1 1/2 Stunden bei 160 Grad Ober- und Unterhitze in den Backofen. Es sollte sich eine bräunliche Kruste bilden.

IMG_7922

Ausgekühlt schneide ich den Leberkäse in Scheiben und schweiße immer drei Scheiben ein (Die Farbe kommt auf dem Foto etwas zu blass daher – Handykamera !!)

IMG_7930

Wie gesagt, in einer Kaisersemmel mit Senf nicht zu verachten. Ob süßer oder scharfer Senf ist Geschmackssache. Auch angebraten mit einem Spiegelei – als Leberkäs mit Ochsenauge – eine handfeste Mahlzeit.

FullSizeRender 8

Guten Appetit !!!

„Bacon-Jam“ – oder Chutney vom Paarhufer

Auf meiner unerbittlichen Suche nach neuen Köstlichkeiten durchstreife ich das „World Wide Web“. „BACON-JAM“, oder Schweine-Chutney ist eine Art Marmelade, die alle Geschmacksrichtungen kitzelt. Süß durch den Ahornsirup und den Zucker, salzig durch den Speck, Scharf durch die Chilli und mit einem angenehmen Crunch – einfach geil.

Man kann das Schweine-Chutney zu allen Fleischgerichten essen. Als Dip für Vegetarier ist es wohl eher ungeeignet. Ich werde es heute Abend als weitere Zutat für „American-Beef-Burger“ zwischen dem Beef-Pattie und der Cheddar-Scheibe als Geschmacks-TNT verwenden.

Hier das Rezept:

  • 900 g Frühstücksspeck (für Naschkatzen lieber etwas mehr)
  • 2 große Gemüsezwiebeln
  • 200 g Schalotten
  • 3-4 Knoblauchzehen
  • 1 TL geräuchertes Paprikapulver
  • ½ TL schwarzer Pfeffer
  • 2 EL asiatische Chilisauce
  • 130 g braunen Zucker
  • 130 ml Ahornsirup
  • 130 ml Whisky
  • 60 ml Balsamico-Essig

IMG_8024

Vorweg muss gesagt werden, dass aus einer riesigen Menge Zutaten eine überschaubare Menge Endprodukt entsteht. Aber der geneigte Leser weis, dass einreduzierte Sachen zu einem komprimierten Geschmackserlebnis führen.

Als erstes wird der Bacon kleingeschnitten. Man braucht ein sehr scharfes Messer!! Es kommt nicht ganz so drauf an, ob Streifen oder Rauten, ob Kringel oder Kreise – Hauptsache klein.

IMG_8026

…sich selbst beim Schneiden zu fotografieren ist doch gar nicht so einfach. Daher sieht es aus, als könnte ich mit meiner linken Hand den Speck mittels präziser Hackbewegungen kleinkriegen – aber das täuscht.

IMG_8027

Jetzt werden die anderen Zutaten kleingeschnippelt. Auch hier ist Sorgfalt nicht erforderlich – so wie ich es mag. Ich bin nicht faul, aber ein ausgesprochener Ökonom im Hinblick auf die Verschwendung meiner Ressourcen. Da der Zwiebelmatsch nachher püriert wird, sind auch größere Stücke OK.

IMG_8029

Ohne eine Träne zu verdrücken!!! (Wer da anfälliger ist, kann auch eine Schwimmbrille aufsetzen)

IMG_8032

Der Speck wird auf mittlerer Hitze ausgelassen. Apropos ausgelassen: Zwischendurch dem Koch ruhig mal einen Schluck Bier geben!!

Viel hilft viel gilt zwar bei Hubraum aber nicht beim auslassen von Speck. Der soll schön langsam brutzeln ohne anzubrennen. Das ganze kann schon mal eine Stunde dauern.

IMG_8033

Der Speck ist fertig, wenn die Kalorienbombe anfängt zu schäumen.

IMG_8034

Dann wird das Fett in einem Metalltopf abgegossen. Ein Hinweis in eigener Sache: „Esst nicht jetzt schon den ganzen Speck auf, nur weil er förmlich darum bettelt!!“ Oder man macht einfach etwas mehr als im Rezept steht.

IMG_8037

Mit dem aromatischen Schweinefett werden jetzt sie Zwiebeln angebraten bis sie schön glasig sind. Der Knoblauch wird dann ebenfalls hinzugegeben und auch angebraten.

IMG_8039

Chillisoße (z.B. aus dem Asialaden), Paprikapulver und Pfeffer werden nun unter die Zwiebeln gerührt.

IMG_8040

Es ergibt sich sofort eine sehr schöne Farbe, die nachher aber noch durch den dunklen Balsamico-Essig getoppt wird.

IMG_8041

Für alle die den Whisky nicht vorher schon ausgetrunken haben – JETZT, und den Ahornsirup gleich hinterher. Bei starker Hitze wird der Sud aufgekocht. Wer C2H5OH nur aus dem Chemieunterricht kennt, sollte jetzt mal den Kopf über die Pfanne halten und ein paarmal tief einatmen 🙂

IMG_8042

Nachdem der Sprit und der Sirup etwas einreduziert sind, werden noch der Zucker und der Balsamico hinzugegeben und ebenfalls mit aufgekocht.

IMG_8043

Wenn sich eine gelatinöse Konsistenz zu ergeben beginnt, wird die Leckerei noch durchpüriert. Dazu gebe ich alles in einen kleineren Topf, sodass der Pürierstab auch greift.

IMG_0573

Kurz alles durchpürieren bis sich eine glatte Masse ergibt.

IMG_0578

Jetzt kommt der Speck – oder das was noch übrig ist – ebenfalls zurück in den Topf und wird untergehoben. Falls das ganze noch zu flüssig erscheint, kann man auch noch etwas weiter reduzieren.

IMG_0579

IMG_0580

Die noch heiße „Marmelade“ wird in kleine Gläser gefüllt und verschlossen. Schild dran und Zack-Bum-Bonjour – fertig ist die Laube.

IMG_8051

Ich empfehle das mal auszuprobieren. Schmeckt kalt sehr gut, entfaltet beim Aufwärmen auf dem heißen Fleisch aber vollends sein Geschmackspotential!!!

Guten Appetit !!!